Die Handy Aktion
Baden-Württemberg
In deutschen Schubladen liegen schätzungsweise 200 Millionen Alt-Handys und damit sehr viele hochwertige Rohstoffe (Quelle: Bitkom 16.4.2020). Viele Geräte landen auch im Restmüll und die Rohstoffe sind unwiederbringlich verloren. Daher beteiligen sich die Initiative EINE WELT Köngen und der Köngener Weltladen gemeinsam seit 2015 an der Handyaktion Baden-Württemberg, die seit 2017 unter dem Motto „fragen. durchblicken. nachhaltig handeln!“ Kooperationspartnerin der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes Baden-Württemberg ist und vom Umweltministerium unterstützt wird.
In Köngen wurden bisher (Stand Nov 2020) unter dem Motto „Raus aus der Schublade und rein in die Box“ 3.759 Geräte gesammelt. Damit konnten durch umweltgerechtes Recycling 33.831 g Kupfer, 563,85 g Silber und 93,975 g Gold zurückgewonnen werden. Der DEKRA-auditierte Rücknahme- und Datenlöschprozess garantiert einen fachgerechten Umgang mit den gespendeten Geräten.
Eine einfache Rechnung: Um 1 Gramm Gold aus Golderz zu gewinnen, müssen 2 Tonnen Gestein abgebaut werden. Der Goldgehalt der in Köngen gesammelten Geräte entspricht dem von 152 t Gestein. Oder: Der Goldgehalt von 20 Handys entspricht dem Gehalt von 1 t Golderz.
Gesammelt werden Handys, Smartphones, Tablets, ebook-Reader, Mobilfunkgeräte, die mit SIM-Karten genutzt werden sowie Zubehör (Ladegeräte, Kopfhörer).
Im Trägerkreis haben sich verschiedene Organisationen aus Baden-Württemberg zusammengeschlossen, die gemeinsam aktiv sind. Sie kommen aus der Jugendarbeit, aus Kirche und Zivilgesellschaft, Aktionsgruppen, Fachdiensten und Eine Welt-Organisationen: Aktion Hoffnung, Brot für die Welt, DEAB, DIFÄM, DIMOE, EJW, EPiZ, Evangelische Landeskirche in Baden und Evangelische Landeskirche in Württemberg.
Die Handy-Aktion verfolgt folgende Ziele:
- Bildungsarbeit zu ethischen Fragestellungen entlang der Wertschöpfungs- und Nutzungskette (Rohstoffe, Produktion, Nutzung, medienpädagogische Fragen, Entsorgung und Recycling, Alternativen)
- Konsumkritisches Bewusstsein herausbilden
- Ausbildung von Multiplikator*innen
- Handlungsorientierungen anbieten („Was kann ich tun, damit es besser wird?“)
- Vorstellung alternativer Ansätze wie z.B. Fairphone, Faire Maus, Repair-Cafés u.a.
- Politische Veränderungen einfordern (fairer Einkauf von Rohstoffen, Verbesserung der Produktionsbedingungen)
- Unterstützung bei der Durchführung von dezentralen Handy-Sammelaktionen und ordnungsgemäßes Recycling
- Beitrag leisten zur Umsetzung der Agenda 2030 und der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals), besonders die Ziele 1, 3, 8, 10, 12, 13, 16, 17
Die Erlöse der lokalen Sammelaktionen werden für nachhaltige Bildungs- und Gesundheitsprojekte von Difäm (Für eine gesunde Zukunft im Kongo), Aktion Hoffnung (Anpassung an den Klimawandel in Uganda) und EJW-Weltdienst (Zukunft durch Ausbildung in Äthiopien) eingesetzt. Mit der Handy-Aktion wird auch auf Missstände hingewiesen und es werden mögliche Alternativen aufgezeigt.
Außer der Organisation der Handysammlung informieren die beiden Köngener Kooperationspartner der Aktion über die Presse und bei Veranstaltungen zu verschiedenen Aspekten der Lieferkette und zum nachhaltigen Umgang am Beispiel des Mobiltelefons. Sie beteiligen sich seit Jahren an den Nachhaltigkeitstagen Baden-Württemberg. www.nachhaltigkeitstage-bw.de
Hintergrundinformationen zu Rohstoffen, Fertigung, Nutzung, Entsorgung und Alternativen findet man unter www.handy-aktion.de
Nov 2020: Ehrenamtspreis „Starke Helfer“ für gemeinsames Engagement von Weltladen und Initiative EINE WELT Köngen
In Kooperation mit der Stiftung der Kreissparkasse Esslingen schrieb die Eßlinger Zeitung unter dem Motto „Einfach. Jetzt. Machen!“ den Ehrenamtspreis „Starke Helfer“ 2020 für Nachhaltigkeit und gegen Klimawandel“ aus. Der Preis würdigt Einzelpersonen und Gruppen, die einen besonderen Beitrag leisten, um Ressourcen zu schonen und unsere Welt in ihrer Vielfalt zu erhalten. Seit über fünf Jahren werden im Köngener Weltladen Mobiltelefone gesammelt. Heinz Eininger, der Landrat des Landkreises Esslingen freut sich: „Bei dem Recyclingprojekt sind inzwischen mehr als 3000 Geräte zusammengekommen. Darin stecken etwa 27 Kilogramm Kupfer, 456 Gramm Silber und 76 Gramm Gold. Mit der Wiederverwendung der Edelmetalle werden nicht nur Ressourcen geschont, sondern oft wird auch Kinderarbeit verhindert oder zumindest vermindert. Hier sehen wir: Lokales Handeln wirkt global. Dafür ist dieses Projekt beispielhaft.“