Kinder Helfen Kindern
Von 1995 bis 2006 unterstützten Grundschulkinder aus Wernau und Köngen Kinder in Nicaragua. Dabei entstanden über Jahre hinweg tolle Brieffreundschaften. Heute unterstützen Freunde der Initiative EINE WELT Köngen e.V. noch 11 Kinder und Jugendliche bis sie die Schule und ihr Studium zu Ende bringen.
Als 1995 Grundschulkinder erfuhren, dass in Nicaragua manche Kinder nicht in die Schule gehen können, weil ihre Eltern nicht das nötige Geld verdienten um den Schulbesuch zu bezahlen, reagierten sie betroffen. Schulgeld, Schulmaterialien, die vorgeschriebene Schulkleidung, eine Schultasche und auch Zeugnisgeld für mehrere Kinder aufzubringen, war in vielen Haushalten, in denen die Eltern keinen festen Arbeitsplatz hatten und bei ihren Gelegenheitsarbeiten zu wenig verdienten, oftmals nicht möglich. Die Folge war, dass viele Kinder nicht lesen, schreiben und rechnen lernten. Das hatte harte Auswirkungen auf ihren weiteren Lebensweg: keine Schulbildung, keine berufliche Ausbildung, oftmals Arbeitslosigkeit oder eine Arbeit, von der eine Familie nicht ernährt werden konnte – ein Ausweg aus der Armut war nicht in Sicht.
Ein Junge der 3. Grundschulklasse in Wernau schlug vor, dass sie doch jeden Monat von ihrem Taschengeld etwas abgeben und so für die Schulkosten der Kinder in Nicaragua aufkommen könnten. Dabei sollten nicht die Eltern den Betrag spenden, sondern höchstens die Hälfte übernehmen, sodass die Kinder wirklich selbst für andere Kinder einstehen würden. Nach mehreren Beratungen im Lehrerkollegium, mit dem Rektor und den Elternvertretern startete das Schulprojekt. „Kinder helfen Kindern“ („Niños ayudan niños“). Jeden Monat beteiligten sich Schüler*innen, manchmal ganze Klassen und Lehrer*innen mit einer Spende und darüberhinaus wurden weitere Spendenaktionen durchgeführt.
Zwei Mal im Jahr schrieben die Kinder in Nicaragua auf, was sie im folgenden Halbjahr an Schulmaterialien benötigten. Mit dem überwiesenen Geld der Grundschulkinder und ihrer Lehrer*innen konnte in Nicaragua dann alles vor Ort eingekauft werden. Jahrelang schrieben die nicaraguanischen Kinder Briefe an die Grundschulkinder in Wernau. Diese schrieben zurück und es entstanden richtige Brieffreundschaften. In Elternabenden wurden die Eltern über das Projekt informiert. Mit vielen Bildern und Infos konnten die Grundschulkinder viele Leute von ihrem Projekt überzeugen. Teilweise fragten die Erstklässler sogar, wann auch sie beim Projekt mitmachen können, da sie bei ihren älteren Geschwistern davon gehört hatten. Im Laufe der Jahre haben einige der nicaraguanischen Jugendlichen auch eine Ausbildung oder ein Studium begonnen.
Unterstützung von Schulkindern
Bei einer Evaluation des Projektes (1995- 2016) wurde festgestellt, dass die meisten Begünstigten die Schule erfolgreich beendet haben. Auch die Hochschulstudien wurden erfolgreich abgeschlossen oder werden derzeit noch zu Ende gebracht. Einige der unterstützten Schulkinder sind heute Absolvent*innen von international anerkannten Universitäten. Alle haben Arbeit gefunden und können ihre Familien ernähren. Unter den Berufen, die sie ergriffen haben, sind Psycholog*innen, Rechtswissenschaftler*innen, Rechtsanwält*innen, Biolog*innen, Ärzt*innen, eine Kinderchirurgin, Lehrer*innen, Verwaltungsleute, aber auch Verkäuferinnen, eine Fußpflegerin, ein Tänzer, ein Anlagentechniker, ein Musikpädagoge, ein Bankangestellter und noch vieles anderes.